Finanzen

Gerade wenn du zum ersten Mal in eine WG einziehst, wirst du dich vermutlich wie ein Eichhörnchen verhalten; emsig hortest du alle deine eingekauften Vorräte in deinem eigenen Zimmer. Aber spätestens dann, wenn du auf dem Klo sitzt und merkst, dass du deine eigene Rolle Klopapier in deinem kleinen Reich vergessen hast, wirst du merken, dass du in einer WG lernen musst, zu teilen.

Das bedeutet nicht, dass du alles für alle Mitbewohner/innen einkaufen musst. Richtet euch am besten gleich zu Beginn eine gemeinsame WG-Kasse oder ein geteiltes WG-Konto ein, auf das jede/r Mitbewohner/in jeden Monat einen bestimmten Betrag einzahlt. So könnt ihr alles, was der ganzen WG zur Verfügung stehen soll, jeweils gemeinsam einkaufen und bezahlen, wie beispielsweise Putzzeug, Gewürze, Geschirrspülmittel und natürlich auch Klopapier. Unser Tipp: für Erbsenzählerei ist in einer WG grundsätzlich kein Platz. Wenn deine Mitbewohner/innen also mal ein bisschen mehr Salz über ihre Spaghetti gestreut haben als du, dann gönn es ihnen.

Wir haben ja bereits darüber gesprochen, dass es sinnvoll sein kann, dass sich alle Mitbewohner/innen an gemeinsam genutzten Verbrauchsgegenständen wie Putzmitteln oder Lebensmitteln finanziell beteiligen. Solltet ihr jedoch grössere Anschaffungen aus der gemeinsamen WG-Kasse kaufen, dann regelt unbedingt sofort und im Voraus, was mit diesen Sachen passiert, wenn einer von euch auszieht oder sich die WG auflöst. Wichtig ist auch, dass ihr die Anschaffungen mit allen (!) Mitbewohnern/innen absprecht und ihr euch im Voraus über den Preis verständigt. So kann nachher niemand sagen, sie oder er hätte nichts von den Kosten gewusst.

Fun Fact: Dinge, die es in jeder WG gibt...

... den Einkaufstaschen-Friedhof: Jeder kennt es, jeder liebt es, niemand hat jemals eine Lösung dafür erfunden; jedes Mal, wenn ihr einkaufen geht, kauft ihr neue Einkaufstaschen, weil ihr eure bisherigen zu Hause vergessen habt. Und weil die ja was gekostet haben, werden sie auch nicht weggeschmissen. Und so wächst der Friedhof der Einkaufstaschen in der WG unaufhörlich an – bis ihr das nächste Mal die leeren Glasflaschen wegbringt, alle Taschen mit Getränkeresten vollgesifft sind und ihr sie dann trotzdem wegschmeisst. Der Kreislauf des Taschenlebens halt.

Wenn ihr eine Wohnung für eure WG mietet, dann fallen neben der Miete auch (Neben-)Kosten für Dinge wie Strom, Wasser, Internet, Telefon- und den Kabelanschluss fürs Fernsehen an. Deshalb ist es unerlässlich, dass ihr klärt, wie ihr diese Kosten aufteilen wollt. Für die faire Berechnung des Mietpreises für einzelne Zimmer existiert dabei eine einfache Rechnung: teilt die Anzahl der m² der gemeinsam genutzten Wohnfläche (Wohnzimmer, Bad, Flur, Küche, etc.) durch die Anzahl der Mitbewohner und rechnet dann die Anzahl m² des jeweiligen Zimmers dazu:

(gemeinsame Wohnfläche (m²) / Anzahl Mitbewohner) + eigenes Zimmer (m²)

Die resultierende Summe setzt ihr ins Verhältnis zur Kaltmiete – weil sonst diejenigen mit einem grösseren Zimmer mehr Strom- oder Internetkosten bezahlen, was in einer WG eigentlich keinen Sinn macht. Die Nebenkosten werden dann wiederum vollständig durch die Anzahl der Mitbewohner geteilt. Diese Summe ergibt dann die jeweilige Monatsmiete.

Übrigens: Sobald du aus deinem elterlichen zu Hause ausziehst, fällst du in der Regel bereits alleine in die BILLAG-Pflicht, weil diese vorsieht, dass alle, die ein Gerät besitzen, mit dem der Empfang von Radio und/oder Fernsehen möglich ist, BILLAG-Gebühren bezahlen müssen – dein Autoradio, iPhone, Tablet oder Laptop mit Internetanschluss beispielsweise fallen auch schon darunter. Die BILLAG-Pflicht gilt aber nur pro Haushalt, das heisst in einer WG müsst ihr nur einmal die BILLAG-Gebühren bezahlen.

Ebenfalls klären solltet ihr, wie die anfallenden Kosten im Falle einer längeren Abwesenheit eines WG-Mitglieds aufgeteilt werden sollen. Eine Lösung könnte hierbei zum Beispiel sein, dass ein/e Mitbewohner/in während seiner bzw. ihrer Abwesenheit keinen Strom-, Wasser- und Internetanteil bezahlen muss1.

Good to know: Was du in einer WG fürs Leben lernst?

Dass es am Schluss immer aufgeht – auch wenn deine Mitbewohner/innen die viertausendste Packung Chips vertilgt haben, von der du nichts abbekommen hast, auch wenn du dich als Antialkoholiker am Biervorrat der WG beteiligst und selbst dann noch, wenn du dich an einer neuen Spielkonsole finanziell beteiligen sollst, obwohl du schon vor sieben Monaten ausgezogen bist.


  1. Haben wir aus deiner Sicht einen wichtigen Tipp vergessen? Dann lass es uns wissen!