Der Gedanke, Risiken gemeinsam zu tragen, scheint uralt zu sein: Aus Babylonien sind versicherungsähnliche Absprachen bekannt, mit denen vor über 3000 Jahren Verluste von Gütern infolge Überfällen auf Karawanen durch die Teilnehmer gemeinsam getragen wurden. Als älteste «Branche» gilt die Transportversicherung: Die erste Police im heutigen Sinn wird 1347 in Genua für eine Seeversicherung abgeschlossen.
Stadtbrände gehören in früheren Zeiten zu den Risiken des Lebens, wie Pest und andere Seuchen, Überfälle und Kriege. Die Geschädigten können meist auf die Hilfe umliegender Städte und Dörfer zählen – durch das Erbringen von Arbeitsleistungen und Fuhren oder das Spenden von Lebensmitteln, Baumaterialien, Heu oder Stroh. Eigentliche Versicherungen existieren jedoch noch nicht.
Erst im 18. Jahrhundert entstehen im Ausland öffentlich-rechtliche Brandkassen – in unserem Land gründet der Kanton Aargau 1806 die erste Gebäudeversicherung, bald folgen Bern, Thurgau und andere Kantone.
Damit besteht jedoch noch keine Versicherung für die bewegliche Habe.
Die Mobiliar schliesst diese Lücke: 1825 wird in Murten der Vorläufer der Schweizerischen Mobiliar, die «Schweizerische Mobiliar-Assekuranzkasse» gegründet. Die Statuten muten heute etwas ungewöhnlich an: So können beispielsweise die Prämien in Naturalien bezahlt werden, etwa in Form von Gemüse, Eiern, Schinken usw.
1825Im Februar 1826 wird die Gesellschaft nach Bern verlegt und in aller Form unter dem Namen «Schweizerische Gesellschaft zur gegenseitigen Versicherung des Mobiliars gegen Brandschaden» neu gegründet – und zwar als Genossenschaft.
Einer der Mitbegründer und erster Präsident ist Karl Anton von Lerber von Arnex, späterer Schultheiss der Republik Bern. Innert weniger Jahre ist die Mobiliar praktisch in der ganzen Schweiz durch lokale Agenten vertreten.
Die Gesellschaft arbeitet anfänglich nach dem reinen Umlageverfahren: Mit den im Laufe des Jahres eingegangenen Prämien werden Ende Jahr die Schäden gedeckt. Übersteigen diese die Summe der eingezogenen Prämien, werden die Versicherten «nachschusspflichtig» – was zu Beginn auch immer wieder vorkommt.
1865 schliesst die Mobiliar den ersten Rückversicherungsvertrag mit der 1863 gegründeten Schweizer Rück ab.
1865Die «Centralverwaltung» der Mobiliar ist zu Beginn an wechselnden Standorten in der Berner Altstadt untergebracht. 1898 kann an der Schwanengasse das erste eigene Direktionsgebäude bezogen werden.
1898Während der ersten Jahre ist die Mobiliar ein reiner Feuerversicherer für Fahrhabe, später kommt die Gebäudeversicherung (für Kantone ohne Staatsmonopol) dazu.
1916 wird die Einbruchdiebstahlversicherung eingeführt. Damit beginnt die Erweiterung des Branchenangebotes. In der Folge werden weitere Versicherungszweige eingeführt – die Mobiliar entwickelt sich so zum umfassenden Allbranchenversicherer.
1926 feiert die Mobiliar ihren 100. Geburtstag. Sie äufnet einen Fonds für unversicherbare Elementarschäden und wird damit zur Wegbereiterin der Elementarschadenversicherung und des Elementarschadenpools.
Seit den 40er-Jahren werden die Versicherten – als Mitglieder der Genossenschaft – regelmässig am erwirtschafteten Erfolg beteiligt, und zwar in Form von Auszahlungen aus dem Überschussfonds.
1960 wird die Motorfahrzeug-Teilkasko-, 1966 die Vollkasko- und 1978 die Motorfahrzeug-Haftpflichtversicherung eingeführt: eine markante Erweiterung des Branchenangebotes. 1976, anlässlich des 150-Jahr-Jubiläums, gründet die Mobiliar die «Jubiläumsstiftung», welche die Wissenschaft, Künste und andere kulturelle Bestrebungen fördert.
19601986 bezieht die Direktion der Mobiliar das neue Gebäude an der Bundesgasse 35.
Seit längerer Zeit ist die Mobiliar an der Lebensversicherungsgesellschaft Providentia und an der Rechtsschutzversicherung Protekta finanziell beteiligt. In den 90er-Jahren übernimmt die Mobiliar diese Gesellschaften und führt sie 1997 zur Gruppe Mobiliar zusammen.
1998 ist für die Mobiliar ein Jahr von grosser Bedeutung: Am 1. Januar eröffnet sie unter dem Namen Mobi24 ein Call-Service-Center: Hier erhalten Kunden Hilfe und Assistance in Notlagen oder bei Autopannen, Auskünfte und weitere Unterstützung rund um die Versicherungen.
Im Oktober wird die neue Corporate Identity eingeführt: Die Gesellschaften Mobiliar, Providentia und Protekta haben nun ein einheitliches visuelles Erscheinungsbild (CD). Im kommunikativen Auftritt wird der Name «Schweizerische Mobiliar» zu «Die Mobiliar».
Gegen Ende Jahr schliesst sich die Mobiliar der Eureko an, einer europäischen Allianz von führenden Finanz- und Versicherungsinstituten.
Im Dezember 1999 stimmen die Delegierten einer neuen Gruppenstruktur bei. Die Mobiliar gibt sich – nach wie vor genossenschaftlich verankert – eine neue Struktur: Die Schweizerische Mobiliar Genossenschaft wird zur überdachenden Gesellschaft der ganzen Gruppe und gewährleistet die Ausrichtung auf den Kundennutzen. Die Schweizerische Mobiliar Holding AG ist das Führungszentrum der Gruppe – das operative Versicherungsgeschäft wird von den drei Tochtergesellschaften Mobiliar, Providentia und Protekta getragen, alle drei mit der Rechtsform der AG.
1999Die Mobiliar feiert den 175. Geburtstag, übersteht Krisenjahre erfolgreich und investiert in die Zukunft.
Erfolgreich startet die Gruppe Mobiliar ins 21. Jahrhundert: Die Umstrukturierung der Gruppe wird im Jahr 2000 abgeschlossen. Ein Trend zu häufigeren und grösseren Elementarereignissen wird spürbar.
2001 feiert die Mobiliar ihren 175. Geburtstag mit einem grossen Mitarbeiterfest. Sowohl 2001 als auch 2002 sind weltweit Krisenjahre und die Mobiliar muss negative Geschäftsergebnisse bekannt geben. Trotz gestiegenem Prämienvolumen wiegen hohe Schadenkosten auf der einen, ein enttäuschendes Finanzergebnis auf der anderen Seite schwer.
Die Providentia konzentriert sich ab 2002 im Geschäft der beruflichen Vorsorge auf die Rückversicherung von Personalvorsorgeeinrichtungen. Im Herbst 2002 lanciert sie erstmals ein Fonds-Produkt unter dem Namen MobiFonds.
Ab 2003 wird die Mobiliar operativ von Urs Berger geführt. Sein Vorgänger Albert Lauper wird Verwaltungsratspräsident. Nach zwei Jahren mit einem negativen Geschäftsergebnis gibt sich die Mobiliar eine einfachere Führungsstruktur, integriert den Bereich Lebensversicherungen, reduziert Stellen und verkleinert ihr Vertriebsnetz. Trotzdem verfügt sie weiterhin über das dichteste Agenturnetz der Schweiz. Dank dieser Massnahmen, freundlicher gestimmten Finanzmärkten und dem Ausbleiben grosser Elementarschäden findet die Mobiliar zurück auf die Gewinnstrasse.
Während in der ganzen Zeitperiode seit 1998/1999 jedes Jahr eine Ausschüttung aus dem Überschussfonds entweder an Privat- oder Geschäftskunden erfolgt –2015 sind es 144 Millionen – muss 2003/2004 darauf verzichtet werden.
Am 1. September 2003 wird unter dem Namen MobiCasa Multirisk ein innovatives Haushalt-Angebot lanciert, das Hausrat, Privathaftpflicht, Gebäude, Wertsachen und Vertragsrechtsschutz in einer einzigen Police vereint. Zudem enthält es weitere Service- und Dienstleistungen für die Versicherten. Das Baustein-Konzept wird auch auf andere Angebote ausgeweitet.
Die Mobiliar schliesst 2004 wieder mit einem guten Ergebnis ab. Sie gründet die Xpert Center AG, ein auf Expertisierung und Schadenbearbeitung spezialisiertes Kompetenzzentrum, das auch Leistungen für Dritte anbietet.
20042005 wird aus der Providentia die Schweizerische Mobiliar Lebensversicherungs-Gesellschaft AG, kurz Mobiliar Leben. Der Hauptsitz ist weiterhin in Nyon.
Starke Regenfälle im August 2005 führen zu den grössten Überschwemmungen seit den Pfingst-Hochwassern von 1999. Betroffen sind vorab die Zentralschweiz, das Berner Oberland und die Stadt Bern, aber auch weitere Gebiete entlang von Flüssen und Bächen. Allein für die Mobiliar resultiert aus rund 16'000 Schadenmeldungen ein Brutto-Schadenaufwand von ca. 485 Millionen Franken – das mit Abstand grösste Schadenereignis in der über 175-jährigen Geschichte der Mobiliar.
Mit 10 Millionen Franken aus dem Überschussfonds der Genossenschaft entschliesst sich die Mobiliar dazu, konkrete Massnahmen und -projekte der Gemeinden zur Prävention von Naturgefahren zu unterstützen.
2006 beginnt eine andauernde Phase kontinuierlichen Wachstums über dem Markt. Die Gruppe Mobiliar aktualisiert ihr Leitbild: Sie bekräftigt und verankert darin ihre genossenschaftlichen Werte. Die Gesellschaft stärkt die Pensionskassen der Gruppe finanziell. Erstmals seit längerer Zeit schafft sie wieder neue Arbeitsplätze, insgesamt über 65.
Erste Präventionsprojekte werden 2006 bereits erfolgreich zu Ende geführt und andere neu in die Evaluation einbezogen. Bis 2015 werden so 87 Projekte mitfinanziert.
Die Mobiliar übertrifft 2007 das ausgezeichnete Ergebnis des Vorjahres und gewinnt Marktanteile. Es werden wichtige Weichen für den Mehrkanalvertrieb gestellt: Die Mobiliar will rund um die Uhr über alle Kanäle für ihre Kunden erreichbar sein und gleichzeitig die persönliche Betreuung über die lokale Generalagentur sicherstellen. Einzelne Angebote können bereits online berechnet und abgeschlossen werden. In den folgenden Jahren wird der Internetauftritt kontinuierlich als Vertriebskanal weiterentwickelt und die Online-Services ausgebaut. Gleichzeitig werden bei Mobi24 die Fähigkeiten erweitert, um die Generalagenturen ausserhalb der Öffnungszeiten noch besser zu unterstützen.
Die Schadenskizze-Kampagne wird 2007 zehnjährig und wird vom breiten Publikum zur "Kampagne des Jahres" gewählt. Auch die «Liebe Mobiliar»-Spots sind beliebt: In einem internationalen Wettbewerb klassiert sich der Spot «Fotograf» unter den 75 besten der Welt.
Eine weltweite Wirtschaftskrise treibt 2008 die Börsenkurse in historische Tiefen. Während das Versicherungsgeschäft erfreulich verläuft, kippt das finanzielle Ergebnis ins Minus.
20082009 wächst die Mobiliar im fünften aufeinanderfolgenden Jahr über dem Markt, es resultiert ein Gewinn von 393,5 Mio. Franken (Vorjahr 27,6 Mio.). Auch das grösste Hagelereignis in der Geschichte der Mobiliar vermag das Bild nicht zu trüben. Die Haustierversicherung wird eingeführt. Und die Mobiliar investiert: Im Mittelpunkt stehen grosse Informatikprojekte.
2009Das von der Mobiliar entwickelte Geografische Informationssystem MobiGIS erhält 2010 den Innovationspreis der Schweizer Assekuranz; MobiGIS verknüpft Gefahrenkarten und versicherte Objekte und ermöglicht so Analysen und Prognosen. Eindruck macht auch der kontinuierliche Erfolg des Geschäftsmodells: Die Schweizerische Gesellschaft für Marketing vergibt der Mobiliar den renommierten GfM-Preis. Die Leserinnen und Leser der Zeitschrift K-Tipp zeichnen die Mobiliar mit dem Prix K-Tipp aus.
2010Trotz Schäden aus Elementarereignissen von über 100 Mio. Franken und einem schwierigen Finanzmarktumfeld erreicht die Mobiliar 2011 ein ausgezeichnetes Jahresergebnis. An der Delegiertenversammlung vom 26. Mai 2011 tritt Albert Lauper nach achtjährigem Wirken als Verwaltungsratspräsident zurück. An seine Stelle wählt die Versammlung den bisherigen CEO Urs Berger. Dessen Nachfolger als CEO wird Markus Hongler.
20112012 bringt grosse Frost- und Unwetterschäden, beträchtliche Feuerschäden und hohe Leistungen aus Erwerbsunfähigkeits-Versicherungen. Die Mobiliar wächst mehr als doppelt so stark wie der Markt. Im Nicht-Lebengeschäft ist die Mobiliar sogar dreimal so schnell unterwegs wie die Branche im Schnitt. Mit ausserordentlichen Zuwendungen an die Pensionskassen der Mitarbeitenden von 190 Mio. Franken werden Strukturmassnahmen finanziert. Die Haushaltversicherung erhält einen neuen Baustein Gebäudeversicherung.
Die Mobiliar beschliesst eine Kooperation mit der Krankenkasse Concordia, und übernimmt ein Aktienpaket von 11,35 % an der Nationale Suisse. Mit der Nationale besteht bereits eine Zusammenarbeit bei Schadenexpertisen.
Die überdurchschnittlichen Leistungen der Mobiliar kommen in ihrem positiven Image zum Ausdruck: Im Reputations-Index des Markforschungsinstituts GfK rangiert die Mobiliar auf Rang 17 (bester Versicherer), mit der Auszeichnung «Most Trusted Brand» bleibt sie auch 2012 der vertrauenswürdigste Sachversicherer. Und sie reiht sich mit einem Markenwert von 241 Mio. Franken unter die 50 wertvollsten Marken der Schweiz.
2012 wird die Schweizerische Asset Management AG in eine Fondsleitungsgesellschaft umgewandelt. Ab 2013 verwaltet die Mobiliar die MobiFonds selber: Wo Mobiliar drauf steht, ist auch Mobiliar drin. Gleichzeitig entwickelt die Mobiliar Leben neue, innovative Sparprodukte zur Ergänzung ihrer Angebotspalette.
Die Mobiliar schliesst mit der Nationale Suisse einen Zusammenarbeitsvertrag für die Kunstversicherung im Schweizer Markt ab. Zudem erhöht sie ihren Anteil an der Nationale Suisse auf 19.17%. 2014 verkauft die Mobiliar ihre Beteiligung.
1.7 Millionen Privat- und Unternehmenskunden schenken der Mobiliar ihr Vertrauen. Neue Technologien und Geschäftsmodelle werden geprüft und Digitalisierungsprozesse vorangetrieben. Mit einem hervorragenden Ergebnis schreibt sie 2014 ihre Erfolgsgeschichte weiter. Erstmals wird ein Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht, der das verstärkte weitreichende Gesellschaftsengagement der Mobiliar detailliert aufzeigt.
2014In einem finanztechnisch anspruchsvollen Umfeld setzt die Mobiliar 2015 ihren Wachstumskurs fort. Im Bereich der privaten Vorsorge bringt sie eine erneuerte Sparversicherung mit transparenter Erfolgsbeteiligung auf den Markt. Zur Erweiterung des Angebots in der Beruflichen Vorsorge beschliesst sie die Übernahme der Trianon AG mit 120 Mitarbeitenden in Renens und Zürich. Die Trianon ist ein führendes Schweizer Unternehmen in den Bereichen Berufliche Vorsorge und Personaldienstleistungen. Sie wird im Januar 2016 als Tochterunternehmen in die Gruppe Mobiliar integriert.
Digitalisierungsprozesse werden weiter vorangetrieben: Mit erweitertem Kundenportal und App-Funktionalitäten erhalten Kundinnen und Kunden mehr Möglichkeiten, um Schäden anzumelden und Abfragen zu tätigen. Intern wird weiter in die Erneuerung von Systemen investiert. Dazu kommen eine Vielzahl innovativer Einzelvorhaben, der Ausbau des Vertriebsnetzes über alle Kanäle sowie die Einführung kreativer, offener Bürokonzepte.